Das Fasten, als ein Zeichen der Dienerschaft Gottes ist sowohl in den vor-islamischen Religionen ein Gebot als auch im Islam. Allah, der Erhabene, teilte uns dies folgendermaßen mit: „O ihr, die ihr glaubt! Das Fasten ist euch vorgeschrieben, so wie es denen vorgeschrieben war, die vor euch waren.“(2:183).
Der Koran und die Sunna (die Handlungen und Aussagen des Propheten, die zunächst mündlich weiter tradiert und dann in schriftlicher Form fixiert und kanonisiert wurden), die beiden Hauptquellen des Islam, regeln das Verhalten der Menschen gegenüber Mensch und Gott. In beiden Quellen werden bestimmte Rahmen und Vorschriften gesetzt, die im Diesseits für das Miteinander notwendig sind und den Muslim in ein glückliches und verdientes Jenseits geleiten sollen. Gegenstand der Texte sind sowohl spirituelle als auch alltägliche gesellschaftliche Themen.
Die Moral beginnt, in dem der Mensch sich von Schlechtem und von Ungehorsam distanziert, gleichzeitig aber die Liebe und die Neigung für das Gute festigt. Er erlangt die moralischen Werte in dem er Gott von ganzem Herzen lobpreist. Denn dadurch, dass er sich Gott und seiner Nähe bewusst wird, erlangt der Mensch wahren spirituellen Genuss.
Der höchste Punkt, den ein Mensch erreichen kann ist, wenn er sich die eigenen Fehler eingesteht, sich fortan von diesen distanziert und auf Gottes Gnade in dieser Angelegenheit hofft. Gleichzeitig sollte man sich nicht aus Angst vor der Strafe von diesen Fehlern fernhalten, sondern rein, weil es Gottes Wille ist und man auf die Liebe Gottes hofft.
Der Mensch hat moralische Verpflichtungen gegenüber sich selbst, seinen Nächsten und Gott: er muss erstens sein Möglichstes tun, um seinen Körper und seine Seele biologisch und psychologisch in Takt zu halten. Zweitens ist er gegenüber der Gesellschaft dazu verpflichtet, Freundschaften zu schließen, diese Aufrecht zu erhalten und die Nächstenliebe zu verbreiten. Ferner muss er für den Frieden beitragen und respektvoll mit den Rechten anderer Menschen umgehen. Drittens hat er moralische Verpflichtungen gegenüber Gott.
Eines der wichtigsten Aufgaben jedes Muslim ist es, sich für das Gute einzusetzen und sich gegen das Schlechte zu verwahren. Dafür sollten Sprache und Seele im Einklang sein, denn der Prophet (Friede sei über ihm und Heil) hat gesagt: „Der Glaube eines Dieners ist nicht eher in Ordnung, bis sein Herz in Ordnung ist, und sein Herz ist nicht eher Ordnung, bis seine Zunge in Ordnung ist.“ In einer weiteren Überlieferung wiederholte er
„Wer an Allah und den Jüngsten Tag glaubt, soll Gutes sprechen oder schweigen.
1. Das Glaubensbekenntnis
2. Das Gebet
3. Das Fasten
4. Die Armensteuer
5. Die Wallfahrt
1. Das Glaubensbekenntnis
Die erste Säule ist die Schahada (türk. şehadet), das Glaubensbekenntnis (das Aussprechen der Bekenntnis zu Gott und seinem Gesandten). Sie ist die Grundlage für alle anderen religiösen Pflichten. Wer vor Zeugen sagt „Ich bezeuge, dass es keinen anderen Gott gibt außer ihm, und ich bezeuge, dass Muhammed sein Diener und Gesandter ist“ bekennt sich zum Islam und wird damit zum Muslim. Dieses Bekenntnis zu Gott schließt seine Engel und die Propheten, die heiligen Schriften, die Auferstehung der Toten und das jüngste Gericht sowie die Prädestinationslehre (Vorherbestimmung) mit ein.
Niemand darf gezwungen werden, sich zum Islam zu bekennen, weil der Glaube eine Sache des Gewissens, der freien Entscheidung und Überzeugung ist.
2. Das Gebet
Wann wird gebetet?
Es gibt fünf Gebete am Tag: vor Sonnenaufgang wird das erste Gebet, das Morgengebet verrichtet. Mittags, ungefähr eine 3/4 Stunde nach der Senkrechtstellung der Sonne das Mittagsgebet, am späten Nachmittag das Nachmittagsgebet, nach dem Untergang der Sonne das Abendgebet und ungefähr 80 Minuten nach Sonnenuntergang das Nachtgebet.
Wo wird gebetet ?
Sofern es möglich ist, wird das Gebet gemeinsam in der Moschee verrichtet. Wenn dies nicht möglich ist, kann man es auch selbständig zu Hause verrichten. Hauptsache ist, dass der Gebetsplatz sauber ist, weshalb man hierzu ein Gebetsteppich, oder irgendeine andere saubere Unterlage verwendet. Frauen und Männer können mit den Kindern zusammen in der Moschee ihre Gebete verrichten, sofern es keine separaten Gebetsräume gibt. Die Kinder können dabei zwischen den Männern und Frauen beten.
Wohin richtet man sich ?
Die Gebetsrichtung ist vorgegeben: von jedem Ort der Welt muss sich der Muslim beim Gebet gen Kaaba in Mekka wenden.
Was ist die Kaaba ?
Die Kaaba wurde vor tausenden von Jahren auf Gottes Anweisung von Abraham und seinem Sohn Ismael da errichtet, wo auch das erste Gebetshaus errichtet wurde. Dieses würfelförmige, quadratische Gotteshaus war in vorislamischer Zeit Ziel für Pilger vieler Stämme der arabischen Halbinsel.
3. Das Fasten
Die dritte Säule ist das rituelle Fasten, Saum (türk. oruç) genannt. Im neunten Monat des islamischen Mondkalenders, dem Ramadan (türk. ramazan), ist Muslimen von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang jede Form der Nahrungs- und Genussmittelaufnahme sowie der Beischlaf untersagt. Das rituelle Fasten ist eine gottesdienstliche Handlung, die den Menschen Gott näher bringt. Der Körper wird dem Geist unterworfen, womit Selbsterziehung als Geste der Dankbarkeit dargestellt wird. Fastende sollen lernen, mit jenen mitzufühlen, die hungrig oder durstig sind. Dabei zeigen sich die Muslime besonders gegenüber Bedürftigen solidarisch. Der Ramadan wird mit dem Ramadanfest (arab. id al-fitr / türk. ramazan bayramı) abgeschlossen.
4. Die soziale Pflichtabgabe
Die vierte Säule ist die „soziale Pflichtabgabe“, Zakah (türk. Zekat) genannt. Zakah kann mit „reinigen" und auch „vermehren" übersetzt werden. Muslime sind verpflichtet, einmal im Jahr Arme und Bedürftige zu unterstützen, um somit ihr Vermögen zu „reinigen“ und mit göttlichem Segen zu vermehren. Die Höhe der Abgabe beträgt jährlich 2,5 % des Vermögens. Muslime helfen anderen Menschen privat oder über Hilfsorganisationen.
5. Die Wallfahrt nach Mekka (hadsch)
Die fünfte Säule ist die Wallfahrt nach Mekka (Hadsch). Die Pilgerfahrt in diese Stadt auf der arabischen Halbinsel stellt den Höhepunkt im Leben eines Muslims dar. Diese findet im letzten Monat (Dhu'l-Hidschdscha) des islamischen Mondkalenders statt. Jedes Jahr pilgern rund drei Millionen Muslime in die heilige Stadt und durchlaufen einen besonderen Weihezustand. Die Kaaba, ein würfelförmiges, leer stehendes Gebäude, ist das Zentralheiligtum der Muslime. Ihren besonderen Wert hat sie auch dadurch, dass sie die Gebetsrichtung ist. Während der Wallfahrt, bzw. zum Abschluss, wird weltweit das Opferfest gefeiert. Hierbei wird im Gedenken an die Bereitschaft Abrahams, seinen Sohn Ismael zu opfern, Klein- und Großvieh geopfert.
Der Islam, der in einer archaischen Gesellschaft offenbart wurde, hat sowohl zu den Anfangszeiten, als auch heute unter den Menschen Gerechtigkeit vermittelt und ihnen viele Rechte eingeräumt. So ist zunächst die Würde des Menschen unantastbar. Dies betonte der Prophet Muhammed (FsüI) folgendermaßen: „ Wahrlich, euer Blut, euer Besitz und eure Ehre sind unantastbar.“
Die Würde jedes einzelnen Menschen wird im Koran betont denn Allah spricht uns im Vers 13 der Sura 49 folgendermaßen an:
„Oh ihr Menschen, Wir haben euch aus Mann und Frau erschaffen und zu Völkern und Stämmen gemacht, auf dass ihr einander erkennen möget...“ Mit diesem Vers wird die Gleichstellung aller Menschen betont, welches auch der Prophet folgendermaßen erklärte:
„Allah ist Einer und euer Stammvater (Adam) ist einer. Ein Araber ist nicht besser als ein Nicht-Araber, und ein Nicht-Araber ist nicht besser als ein Araber, und ein roter Mensch ist nicht besser als ein schwarzer Mensch und ein schwarzer Mensch ist nicht besser als ein roter Mensch...“
Der Schutz des Menschen und die Gerechtigkeit werden weiterhin folgendermaßen in den Quellen aufgegriffen: „Gott befiehlt euch, die anvertrauten Güter ihren Eigentümern zurückzugeben; und wenn ihr zwischen zwei Menschen richtet, nach Gerechtigkeit zu richten...“ (Koran, 4:58)
Die Gerechtigkeit wird unerlässliches befohlen: „...Und der Hass gegen eine Gruppe soll euch nicht (dazu) verleiten, anders als gerecht zu handeln. Seid gerecht, das ist der Gottesfurcht näher... (Koran, 5:8)
Die heiligen Worte des Koran, die in 23 Jahren offenbart worden, enthalten religiöse wie weltliche Gebote, Verbote und Weisungen für das tägliche Leben der gläubigen Muslime.